19.11.07Kolumne "Wortgefecht" - Warum Denglisch Sprachmüll ist
von Sönke Krüger
Weiß jemand, was rezützelte Weinflaschen sind oder gezanzelte Flüge? Brauchen wir Beauty-Bereiche und Back-Shops? Ein Plädoyer für klares Deutsch und den Verzicht auf englisch-deutsche Sprachpanschereien.
In Funk und Fernsehen, in der Alltagssprache und in Zeitungen ist immer häufiger Denglisch zu vernehmen oder zu lesen. Das Wort bezeichnet jenes Kauderwelsch, in dem deutsche und englische Wortbestandteile zu einem holprigen Neusprech zusammengerührt werden. Denglisch bezieht sich einerseits auf Wortschöpfungen, um die es in dieser Kolumne geht, aber auch auf Redewendungen – damit wird sich die nächste Sprachkolumne beschäftigen.
Als Begriff hat es Denglisch sogar schon in den „Duden“ geschafft. Dort wird er so erklärt: „Abwertend für deutsch mit (zu) vielen englischen Ausdrücken vermischt.“ Das erste Wort der Definition sagt bereits alles: abwertend! Denglisch ist also etwas Negatives, das es zu vermeiden gilt.
Trotzdem taucht es immer wieder in Zeitungsberichten auf. Mal werden Flüge gecancelt und leere Weinflaschen recycelt, mal ist Maybritt Illner eine besonders toughe Moderatorin, mal wird der Nachwuchs gepampert und eine Datei downgeloadet, mal ist die Hotelbar total spacig durchdesignt und mit hippen Möbeln eingerichtet.
Eine sinnvolle Alternative zum Sprachpansch
Solche Wortschöpfungen, in denen das englische Original deutsch gebeugt wird, klingen grauenhaft, und sie sorgen für unnötige Verwirrung. Weil der englische Stamm des Wortes auch für des Englischen Kundige oft gar nicht auf den ersten Blick erkennbar ist – bei spacig könnte man genauso gut einen Tippfehler vermuten und sich fragen, ob es nicht richtigerweise „spaßig“ heißen müsste, gecancelt wiederum lässt an das deutsche „abgekanzelt“ denken, was aber etwas völlig anderes bedeutet. Und müssen nicht Wörter, die deutsch dekliniert sind, eigentlich auch deutsch geschrieben werden? Dann hieße es gezanzelt und rezützelt, aber was mag sich dahinter verbergen?
Derlei Probleme lassen sich ganz einfach umgehen: Indem der Autor auf denglische Wortschöpfungen verzichtet – und zwar auch dann, wenn sie im „Duden“ stehen (wie tough, chillen, hippe, canceln, recyceln). Und indem er stattdessen auf deutsche Wörter zurückgreift. Schon stolpert kein Leser mehr, weil der gecancelte Flug nunmehr „gestrichen“ ist, weil die recycelte Flasche genauso gut „wiederverwertet“ werden kann, weil die toughe Moderatorin eigentlich bloß „durchsetzungsfähig“ ist, weil die gepamperten Kinder „verwöhnt“ werden (und nicht etwa Windeln verpasst bekommen, was man bei diesem kruden Denglizismus auch vermuten könnte), weil die downgeloadete Datei auch einfach „heruntergeladen“ werden kann, weil die spacige Hotelbar „futuristisch gestaltet“ und mit „modernen, zeitgemäßen“ (statt hippen) Möbeln ausgestattet ist.Wir sehen: Zum Sprachpansch gibt es durchaus eine sinnvolle Alternative - die deutsche Sprache.
Das kann man durchaus anders sehen, sage ich mal, lieber Sönke Krüger. Denn die Leute sprechen ja nicht umsonst so. Sondern, weil ihnen das Denglisch einen Mehrwert bietet.Wie auch immer der aussieht.
Da gibt es so ein Prinzip der Sprachbeobachter, das da lautet: Sprachgebrauch=Sprachrichtigkeit.
Die Methode, fremdländische Wendungen durch "eigene" ersetzen zu wollen: Gähn. Das versuchen Gelehrte in allen Ländern Europas schon einige Jahrhunderte lang.
Wir finden hier im deutschen Sprachraum auch die französischen Bemühungen zur Reinhaltung der Sprache eher lustig. Bei denen heißt ein Computer zwar offiziell ordinateur, aber halt nur offiziell.
beraterslang.de empfiehlt: Relaxe Er sich. (Kann wahlweise Deutsch oder Englisch ausgesprochen werden).
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